Seit 2008 präsentiert die KulturStiftung Masthoff in einer Konzertreihe die Vielfalt der Klassischen Gitarre. Gitarristen von internationalem Renommee garantieren dabei „vielsaitige“ Musikerlebnisse. Redakteurin Elisabeth Schrief sprach mit Dr. Horstfried Masthoff über sein Engagement.

Ist es eine Freude zu sehen, wie sich diese Veranstaltung entwickelt hat?
Absolut! Immer wieder werden meine Frau und ich schon Monate vorher auf der Straße angesprochen, um uns zu sagen, wie groß die Vorfreude sei, wie gespannt man sei. Auf Schloss Sythen treten schon seit vielen Jahren die ganz Großen der Gitarrenszene auf und das hat sich herumgesprochen. Aber auch die Atmosphäre im Schloss und im Park trägt zum Zauber der Gitarrentage bei. Prof. Huppertz beispielsweise war so hingerissen von der grünen Kulisse, dem großartigen Engagement der Rentnerband, dass er bei seiner Ankunft spontan Dr. Homeyer, einen der guten Schlossgeister, um eine Turbo-Führung bat – ungeachtet der Tatsache, dass sein Lackschuhe vor seinem Konzertauftritt Schaden nehmen könnten.

Was macht die Besonderheit dieser Musikreihe aus?
Es ist der Mix aus großartigen Konzerten und zauberhaftem Ambiente. Das Torhaus, eingebettet in den kleinen Garten Eden von Schloss Sythen, ist ein stimmungsvoller Rahmen für die immense Klangvielfalt der Klassischen Gitarre. Ferner sind „Musikgenuss und Gaumenfreuden“ (aus Pfeiffer’s Sythener Flora) eine unschlagbare und verführerische Kombination. Im Unterschied zu den Kammerkonzerten im Römermuseum setzt sich das Publikum der Sythener Gitarrenkonzerte nicht ausschließlich aus Stammpublikum zusammen. Es kommt nur teilweise aus Haltern und Umgebung. Viele Besucher haben eine lange Fahrt hinter sich.

Welchen Stellenwert haben die Gitarrentage mittlerweile in der Musikszene?
Während ich anfangs regelrecht um hochkarätige Künstler und Künstlerinnen buhlen musste, erhalte ich seit geraumer Zeit regelmäßig Anfragen aus aller Welt. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Die Sythener Gitarrentage werden sowohl in der Musikszene als auch von Liebhabern der klassischen Gitarrenmusik ernst genommen. Ich erinnere mich noch lebhaft an die zahlreichen Telefonate und Briefe, mit welchen ich einst versuchte, Deutschlands einzige Professorin für Mandoline, Caterina Lichtenberg, nach Sythen zu locken. In diesem Jahr ist sie bereits zum dritten Mal dort zu Gast. Die Künstler lieben diese Konzerte und das hiesige Publikum, obwohl sie normalerweise nur in größeren Konzertsälen auftreten.

Konzerte im Museum und im Schloss, Lesungen im Spieker und weiteres kulturelles Engagement sind eine große Bandbreite für eine kleine Stiftung. Angesichts der Niedrigzinsen ist es sicherlich nicht einfach, diese kulturelle Vielfalt zu bieten?
Ja, das ist nicht einfach, zumal meine Stiftung jedes Projekt subventioniert. Einnahmen werden also nur aus dem vorhandenen Vermögen und aus Spenden erzielt. Begeisterung und Leidenschaft für Kultur in Haltern sind der Motor, der uns immer wieder Antrieb gibt. Und natürlich die positive Reaktion des Publikums. Im vergangenen Jahr etwa profitierte die Stiftung ideell und finanziell von dem Engagement zweier Halterner Ärzte, Dres Peter Schmidt und Heinz-Dieter Oelmann, die zusammen mit dem Fotografen Michael Döring im Römermuseum ihre Fotos von Musikern ausstellten, die dort aufgetreten waren. In diesem Jahr überraschte uns Brigitte Busse mit einer großzügigen Spende aus dem Verkauf ihrer Ostereier-Kunstwerke.

Soll Bewährtes bleiben oder gibt es zukünftig auch mal eine Neuausrichtung bzw. musikalische Ergänzung zu anderen Stilrichtungen?
Bewährtes wie die beiden Konzertreihen sollen definitiv bleiben. Der Akzent beider Konzertreihen liegt vornehmlich auf klassischer Musik. Was die Gitarrentage betrifft, so halte ich durchaus eine stärkere Betonung des Crossover für denkbar. Geradezu prädestiniert dazu ist der Amerikaner Mike Marshall, der brilliert mit Jazz, Bluegrass, Folk oder Choro. Inzwischen sind auch die Konzerte der Sythener Gitarrentage immer ausverkauft, so auch in diesem August. Es gibt eine Warteliste und immer wieder Leute, die sich geduldig anstellen, in der Erwartung, dass jemand seine Karte zurück gibt.

Elisabeth Schrief